22. Februar 2018
Update: 1. August 2024
Inhaltsverzeichnis
- Gemeinnützigkeit und Ehrenamt als soziales Rückgrat unserer Gesellschaft
- Ideen für ein soziales oder gemeinnütziges Projekt finden
- Grundlegende Fragen zur Ideenfindung für ein soziales Projekt
- Ideen für das gemeinnützige Projekt evaluieren
- Projektphasen im Überblick
- Strategieentwicklung für Ihr soziales Projekt
- Mitstreiter für Ihr soziale Projekt gewinnen
- Planung des gemeinnützigen Projekts
- Möglichkeiten der richtigen Rechtsform
- Möglichkeiten zur Finanzierung Ihres gemeinnützigen Projekts
Wie man ein soziales Projekt startet
1. Gemeinnützigkeit und Ehrenamt als soziales Rückgrat unserer Gesellschaft
Das Rückgrat unserer Gesellschaft bilden die oft vergessenen Bürger und Gemeinschaften, die sich in ihrer Freizeit mit Leidenschaft für Themen und Menschen engagieren, die ansonsten zu wenig Beachtung oder finanzielle Unterstützung erhalten würden. Oftmals ist die Verwirklichung dieser Leidenschaft mit gewissen Opfern verbunden, die von den Menschen akzeptiert werden, um einen positiven Beitrag zu unserer Gesellschaft zu leisten. Oft wird viel Zeit in soziale oder gesellschaftliche Projekte investiert, in den allermeisten Fällen ohne Bezahlung. Dennoch müssen die Menschen, die ihre Leidenschaft und ihr Engagement auf ein solides Fundament stellen wollen, allerlei bürokratischen Hürden nehmen, und werden zuweilen in ihrem Tun ausgebremst, bevor sie überhaupt richtig loslegen konnten.
Die Gründung einer gemeinnützigen Körperschaft ist dabei nur der erste Schritt von vielen. Es bedarf viel Erfahrung, um sich durch das Labyrinth der Regulierungen für gemeinnützige Körperschaften zu kämpfen. Und dennoch möchten wir jeden dazu ermutigen, diesen Schritt zu gehen, denn ohne diese unerschrockenen Menschen, die sich kontinuierlich für die sozialen Themen engagieren, die nicht Mittelpunkt unserer Marktwirtschaft sind, würde unsere Gesellschaft nicht so funktionieren, wie sie es heute tut.
Tatsächlich sind die Zahlen derer, die sich gemeinnützig engagieren, durchaus beeindruckend. In Deutschland gibt es über 600.000 (!) Organisationen der Zivilgesellschaft, also gGmbHs, Vereine, Stiftungen oder Verbände. Etwa 15.000.000 Menschen arbeiten ehrenamtlich.
In unserer Wissenssektion "NPO-Wissen" möchten wir auch Sie ermutigen, ein eigenes soziales bzw. gemeinnütziges Projekt zu starten. Dafür möchten wir Ihnen wichtige Hinweise und Hilfe an die Hand geben, um Ihnen den Weg zur Entstehung und zur Durchführung der Idee für ein eigenes soziales Projekt so leicht wie möglich zu machen.
2. Ideen für ein soziales oder gemeinnütziges Projekt finden
Am Anfang jedes sozialen oder gemeinnützigen Projekts steht natürlich die Idee. Nicht immer ist der Ansatz für ein solches Unterfangen sofort offensichtlich. Es kommt häufig vor, dass sich die Idee aus den allgemeinen Interessen, Ihrem Handeln oder der persönlichen Situation ergibt, wenn Sie sich beispielsweise bereits sozial engagieren. In diesem Fall wird dann oftmals gemeinsam mit den Mitstreitern die Entscheidung getroffen: "Jetzt gehen wir das mal richtig an und starten das als soziales Projekt".
Umgekehrt gibt es aber natürlich auch die Situation, dass man zuerst die Entscheidung trifft: "Ich möchte mich mehr engagieren und ein soziales Projekt starten." Dementsprechend muss nun ggf. ein Prozess der Ideenfindung folgen. Dafür gibt es natürlich verschiedene Ansätze und wir möchten Ihnen gern ein paar Hilfestellungen anbieten, damit Sie leichter die richtige Idee für Ihr soziales oder gemeinnütziges Projekt finden.
Grundlegende Fragen zur Ideenfindung für ein soziales Projekt
- Gehen Sie mit offenen Augen durch die Welt und fragen Sie sich selbst, was Sie stört, welche Dinge nicht funktionieren und wo Sie sich Verbesserungen wünschen würden.
- Gibt es in Ihrem näheren Lebensumfeld (Nachbarschaft, Familie, Dorf, etc.) Probleme, denen sich noch niemand angenommen hat?
- Haben Sie das Gefühl, dass es einen gewissen Mangel (Kultur, Freizeitgestaltung, Bildung, Sport, etc.) in Ihrem näheren Lebensumfeld gibt?
- Gibt es Missstände oder Mängel, die Sie in Bezug auf Deutschland, Europa oder sogar global beschäftigen und vielleicht besonders berühren?
- Welchen Menschen möchten Sie helfen – denen in Ihrem näheren Umfeld oder doch eher im Ausland?
- Sind es überhaupt Menschen, denen Sie helfen wollen, oder geht es Ihnen vielleicht mehr um Tiere?
- Haben Sie es bei bestimmten Themen vielleicht leichter, weitere Mitstreiter zu finden, die sich ebenfalls engagieren wollen?
- Welche Zielgruppe liegt Ihnen besonders am Herzen?
- Welche Kenntnisse und welches Netzwerk haben Sie vielleicht bereits, um Ihr Engagement erfolgreicher zu gestalten?
Schreiben Sie alle Ideen, die aus diesen Fragen bzw. Denkanstößen entstehen, auf. Lassen Sie diese ein wenig liegen und Ihre Gedanken weiter darum kreisen. Schauen Sie nach ein paar Tagen wieder auf Ihre Notizen und ergänzen Sie sie durch eventuelle neue Einfälle, die Ihnen gekommen sind.
Ideen für das eigene gemeinnützige Projekt evaluieren
Zur Evaluierung der Ideen empfiehlt es sich ggf., ein Punktesystem oder eine Pro- und Kontra-Liste anzulegen. Schreiben Sie Ihre Ideen in einer Liste untereinander nieder und überlegen Sie sich einzelne Faktoren, die die Auswahl Ihres Projekts beeinflussen könnten. Geben Sie den Projekten für jeden ausgewählten Faktor Punkte, zum Beispiel von 1 bis 10. Am Ende sollte dabei eine Tabelle entstehen, die Ihnen dabei hilft, das für Sie richtige Projekt zu erkennen und zu wählen. Hier eine Liste von möglichen Faktoren, die Sie dafür verwenden könnten:
- Benötigter finanzieller Aufwand
- Benötigter Zeitaufwand
- Gesellschaftliche Relevanz
- Bereits vorhandene Kenntnisse
- Bereits vorhandenes Netzwerk
- Menge der möglichen Mitstreiter
- Einschätzung der Durchführbarkeit
- Spaß am Thema
Um Ihnen die Evaluierung Ihrer sozialen Projektidee zu vereinfachen, finden Sie hier eine einfache Vorlage als Excel- oder Word-Datei, die Sie für diesen Schritt verwenden können.
3. Projektphasen im Überblick
Damit Sie bei allem Enthusiasmus nicht den Überblick verlieren, sollten Sie die unterschiedlichen Phasen bis zur eventuellen Gründung Ihrer gemeinnützigen Körperschaft stets im Blick behalten. Versuchen Sie sich anhand dieser Phasen durch den Prozess zu arbeiten, dann steht einem erfolgreichen sozialen Projekt nichts mehr im Wege.
4. Strategieentwicklung für Ihr soziales Projekt
Damit Sie ihr soziales Projekt nicht nur erfolgreich an den Start bringen, sondern es auch gleich richtig gut anläuft, sollten Sie sich Gedanken über Ihre generelle Projektstrategie machen. Wir empfehlen, dass Sie versuchen, Ihre Strategie niederzuschreiben. Es gibt keine Vorgaben dafür, wie umfangreich Ihr Strategiepapier schlussendlich sein sollte, aber Sie sollten das Gefühl haben, dass Sie für sich selbst nun einen Weg aufgezeichnet haben, der die Erfolgschance Ihres Projekts maximiert.
Auch hier geben wir Ihnen gern einige Fragen mit auf den Weg, die Ihnen helfen, eine Strategie für Ihr gemeinnütziges Projekt zu umreißen:
- Was wollen Sie erreichen? (nach 3, 6, 9 oder 12 Monaten)
- Wie quantifizieren Sie, ob Sie Ihr Ziel erreicht haben?
- Gibt es auf dem Weg zum Ziel wichtige Meilensteine?
- Wie viele Mitstreiter benötigen Sie für die Erreichung Ihrer Ziele?
- Welche Fähigkeiten sollten Ihre Mitstreiter mitbringen, um Ihr Ziel zu erreichen?
- Wie viel Kapital werden Sie für die Zielerreichung benötigen?
- Wofür muss Kapital aufgewendet werden?
- Sollen sich Ihre Mitstreiter finanziell an Ihrem Projekt beteiligen? (z. B. Mitgliedsbeiträge?)
- Lebt Ihr Projekt von einem hohen Bekanntheitsgrad?
- Wie können Sie Ihren Bekanntheitsgrad steigern?
Natürlich hat diese Liste keinen Anspruch auf Vollständigkeit und soll hauptsächlich dazu dienen, Ihnen Denkanstöße für den Start eines eigenen sozialen Projekts zu geben.
5.Mitstreiter für Ihr soziales Projekt gewinnen
Für den Erfolg eines sozialen oder gemeinnützigen Projekts ist oftmals nichts wichtiger als die Personen, die mit aller Leidenschaft und Herzblut versuchen, das Vorhaben so erfolgreich wie möglich zu gestalten. Da in den seltensten Fällen Bezahlung in Aussicht steht und – sogar im Gegenteil – die Mitstreiter oftmals selbst mit eigenem Geld nachhelfen, ist es umso wichtiger, Menschen zu finden, die genauso für Ihr Projekt brennen, wie Sie selbst.
Üblicherweise kommen die ersten Mitstreiter des Projektinitiators aus dem eigenen persönlichen Umfeld. Jedoch ist es manchmal schwer, seine Freunde und Bekannten davon zu überzeugen, sich für ein Projekt zu engagieren. Manchmal fehlt es auch an gewissen Kenntnissen, die für den Projekterfolg notwendig sein könnten. Es kann also sein, dass Sie außerhalb Ihrer eigenen Kontakte nach Engagierten suchen müssen.
Um dies zu schaffen, haben wir einige Tipps, die wir Ihnen mit auf den Weg geben möchten:
- Nutzen Sie soziale Netzwerke
Eine Facebook-Seite für Ihr Projekt ist schnell aufgesetzt. Laden Sie Ihre Freunde ein, Ihrer Seite zu folgen und starten Sie dann einen Aufruf, um Mitstreiter zu finden. Gerade die Multiplikationseffekte der Netzwerke kommen hier sehr stark zum Tragen, da ggf. auch die Freunde Ihrer Freunde und deren Freunde Ihren Aufruf zu sehen bekommen. - Gehen Sie zu lokalen Meet-ups
Zumindest in fast allen großen Städten gibt es mittlerweile sogenannte "Meet-up-Gruppen", die sich mehr oder weniger regelmäßig zu bestimmten Themen treffen. Dort können Sie auf Gleichgesinnte treffen und Ihr Projekt vorstellen. - Eine Zeitungsannonce schalten
Für viele Projekte kann es sich eignen, Mitstreiter zu finden, die sich bereits im Rentenalter befinden. Oftmals sind diese auf der Suche nach einer inhaltsvollen Aufgabe, haben ggf. mehr Zeit und bringen jahrzehntelange Erfahrung mit. Diese Zielgruppe liest oft noch die Anzeigen des kostenlosen lokalen Samstags- oder Sonntagsblatts, das meist in alle Briefkästen im Bezirk verteilt wird. Die Ausgaben für solche Annoncen sind oft überschaubar. - Bürgerversammlungen nutzen
Hat Ihr soziales Projekt einen besonders lokalen Bezug? Dann könnten Sie auf lokalen Bürgerversammlungen ggf. Ihr Projekt platzieren. - Schwarze Bretter
In vielen Einrichtungen (z. B. Sportvereine, Elterninitiativen, Supermärkte, etc.) gibt es die Möglichkeit, Aushänge anzubringen. Sie wären überrascht, wie oft diese noch gelesen werden.
6. Planung des gemeinnützigen Projekts
Im Gegensatz zur grundsätzlichen Strategie für Ihr Projekt geht es bei der Planung um granularere Schritte und Aufgaben, die erledigt werden müssen. Einen kompletten Projektplan für die ersten 12 Monate Ihres Projekts anzulegen, ist schwer. Oft können Sie noch gar nicht wissen, welche Aufgaben vielleicht in 3 Monaten auf Sie zukommen werden? Vieles wird sich erst im Laufe Ihrer gemeinnützigen Arbeit ergeben.
Dementsprechend ist es eher ratsam, einen kurzfristigen Projektplan anzulegen, den Sie aktualisieren und erweitern können. Wichtig dabei ist, dass Sie einzelne Aufgaben möglichst genau herunterbrechen. Diese Aufgaben müssen dann dem jeweiligen Verantwortlichen zugeordnet und Daten festgelegt werden, bis wann eine Aufgabe erledigt sein soll. Zieht sich eine Aufgabe über einen sehr langen Zeitraum, sollte es Zwischenziele geben und Termine, an denen die Verantwortlichen alle anderen Mitstreiter über den Stand der Dinge informieren.
Den Projektplan sollten Sie gemeinsam mit Ihren Mitstreitern anfertigen. Jeder sollte ein Mitspracherecht bei der Gestaltung der Aufgaben haben. Einigen Sie sich gemeinsam, gibt es später auch keine Ausflüchte. Wenn Sie sich dann regelmäßig treffen, um über den Fortschritt Ihres Projekts zu sprechen, können Sie sich an Ihrem Projektplan orientieren und gemeinsam die unterschiedlichen Status der offenen Aufgaben vermerken.
Möglichkeiten der richtigen Rechtsform
Sie haben Ideen erforscht und evaluiert, Strategien entwickelt, Mitstreiter gefunden und Projektpläne gestaltet. Nun ist es an der Zeit zu überlegen, welche Form der gemeinnützigen Körperschaft denn die richtige für Ihr Projekt ist, um das Ganze auf möglichst solide Beine zu stellen. Für die Evaluierung dieser Frage und die richtige Auswahl müssen einige Faktoren bedacht werden.
7. Möglichkeiten zur Finanzierung Ihres gemeinnützigen Projekts
Nichts im Leben ist umsonst und die Realisierung gemeinnütziger Projekte leider meistens auch nicht. Es sind immer etwas Material oder andere Ressourcen nötig, damit das Projekt etwas werden kann. Im Idealfall müssen die Projektverantwortlichen nicht allein diese Kosten stemmen, sondern bedienen sich der unterschiedlichen Möglichkeiten, die gemeinnützigen Körperschaften heute zur Verfügung stehen.